Playstation Cordoba


Youssef Chahine

Auf Klaus Theweleits Website findet sich ein einziger Essay, der Essay mit dem Titel „Play Station Cordoba. Yugoslavia. Afghanistan etc. Ein Kriegsmodell„, den der Autor in erweiterter Form in dem Buch „Der Knall“ publiziert hat. Er erläutert darin ein seit Jahrhunderten nahezu unverändertes (Bürger)Kriegsmodell: Wer multikulturelle Gesellschaften zerstören will, muss Konflikte schüren, indem er eine radikale, die Multikulturalität ablehnende Gruppe, unterstützt – and the war game starts.

Als Folie für die Erläuterung der Technik des Kaputtmachens aufgeklärter Gesellschaften durch Re-Ethnisierung und Religion dient Theweleit der Film „Das Schicksal„, des ägyptischen Filmemachers Youssef Chahine. Bei den Filmfestspielen in Cannes 1997 vorgestellt, zeigt „Das Schicksal“ am historischen Beispiel Cordoba, wie im 12. Jahrhundert eine multikulturelle Gesellschaft (Mauren, Christen, Juden und „Zigeuner“) durch islamische Fundamentalisten zerstört wurde – dank der Waffenhilfe christlicher Fundamentalisten (der Kreuzritter), die sich am Ende (1236) auch der Islamisten entledigen, sodass „nur ein einziger Fundamentalismus übrig blieb, der spanische katholisch-imperiale„, wie Theweleit anmerkt.

Leider habe ich „Das Schicksal“ noch nie gesehen, könnte mir aber gut vorstellen, dass dieser Film von ebenso großer Bedeutung für das Verständnis des Denkens und der Arbeitsweise seines Regisseurs ist wie der „Play Station Cordoba„-Essay für dessen Autor.

Youssef Chahine ist gestern im Alter von 82 Jahren in Kairo gestorben.

Nachtrag: Arte zeigt den Film am 31. Juli um 22.30 Uhr!!

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