Galeano und die toten Juden

Eduardo Galeano ist ein angesehener Mann. Der Journalist und Schriftsteller, mit uruguayanischem Pass, wurde zur Ikone der Linken, nachdem im Jahre 1971 sein anti-kolonialistisches Werk, Die offenen Adern Lateinamerikas, veröffentlicht worden war.

Eduardo Galeano ist ein kämpferischer Mann. Von der Militärjunta ins spanische Exil getrieben, hat der mittlerweile wieder in Uruquay lebende Autor immer wieder Bücher publiziert und seine Artikel und Kommentare werden von linken US-amerikanischen und britischen Publikationen, wie The Progressive, The Nation oder New Internationalist, aber auch etwa von der deutschen TAZ, gerne gedruckt.

Über einen TAZ-Blog ist sein jüngster Text, der auf einer uruquayanischen Website veröffentlich wurde, zugänglich (hier die deutsche Übersetzung), ein Kommentar, der sich mit dem Krieg Israels gegen die Hamas beschäftigt, und den Galeano, wie er am Ende anmerkt, seinen „jüdischen Freunden, die von durch Israel beratenen lateinamerikanischen Diktaturen ermordet wurden„, widmet.

Dieser Kommentar, der auf dem TAZ-Blog unkommentiert blieb, ist ein perfides anti-israelisches Pamphlet (Galeano bezeichnet das Vorgehen der israelischen Armee gegen die Hamas als „Ausrottungskrieg„, als „Operation ethnischer Säuberung„), in dem Israel und die USA („Obermacher-Weltmacht„) für alle Übel dieser Welt verantwortlich gemacht und, der abstrusen Argumentation folgerichtig, die Palästinenser zu Widerstandskämpfer und Opfer des „israelischen Staatsterrorismus“ stilisiert werden.

Über jemanden, der den islamistischen Selbstmord- und Raketenterror als Manifestation der „Verzweiflung“ bezeichnet und damit legitimiert, der überall die „Manipulationsmassenmedien“ am Werk sieht und der überdies noch die Schamlosigkeit besitzt, dieses Machwerk toten Juden zu widmen, bräuchte man keine Worte mehr verlieren. Wer so argumentiert, nimmt sich selbst aus einer ernsthaften politischen Debatte.

Doch Galeano ist kein namenloser Spinner, sondern ein linker Strahlemann, und, ich fürchte, seine Positionen werden von vielen globalisierungskritischen Linken und Friedensbewegten (hier ein Beispiel) geteilt – wenn nicht gar von einer Mehrheit. Deshalb muss man sich mit den Galeanos dieser Welt und mit ihren grauenhaften Ansichten auseinandersetzen. Ihr dualistisches Weltbild kennt nur abgrundtief böse Täter und absolut unschuldige Opfer, in deren Namen sie ihre Glaubenssätze selbstgerecht absondern. Um diesem Blendwerk, das sie über alle Konflikte und Auseinandersetzungen stülpen, zu entsprechen, müssen die Verbrechen und Unmenschlichkeiten, die von den Unterdrückten dieser Erde begangen werden, ebenso geleugnet werden wie alle fortschrittlichen Forderungen und Handlungen der Unterdrücker.

Im Grunde sind die Galeanos dieser Welt Gläubige, säkularisierte zwar, aber ihren frommen Brüdern und Schwestern wesensgleich, anerkennt doch beider Denken nur eine einzige Wahrheit, die absolute nämlich.

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