Wo bleibt Ringo?

»Entschuldigung. Wisst Ihr, ob ER schon da ist?« fragt ein etwa fünfzigjähriger Mann mit Beatles-T-Shirt in die Menge. »Nein, ER kommt sicher erst viel später!« sagt Max. Max heißt vermutlich nicht Max – ich nenne ihn nur so, weil er mich an einen Bekannten erinnert, der diesen Namen trägt.

Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr. Innenstadt. Sauheiß. Ich warte schon seit einer halben Stunde vor der Galerie G-POP. Laut Ankündigung sollte jetzt Ringo Starr DA sein, um eine Ausstellung mit von ihm am Computer generierten Bildern zu eröffnen.

ringo_badfinger
Ringo Starr „Bad Finger“ (Galerie G. Hartinger)

Während ich auf IHN warte, unterhält sich Max mit drei Gleichgesinnten:

»Klar, ER färbt sich die Haare und die Wimpern, das sieht man, aber mit 71 wirkt ER noch verdammt jugendlich. (…) You’re sixteen wird ER nicht spielen, das passt nicht mehr, das verstehe ich, aber Photograph kommt ganz bestimmt.«

Als Kiebitz inmitten einer Schar von Hardcore-Beatles-Fans, erfahre ich, dass ER vorgestern im Münchner Zirkus Krone vor tausenden Fans gespielt hat, und gestern in Düsseldorf.

»Was hast Du mit zum Signieren?« – »Revolver, du weißt eh, die LP, die mir Klaus Voormann signiert hat. Aber ich glaub’ eh nicht, dass er unterschreibt. Wenn doch, hab’ ich auch noch die letzte CD mit!«

Medienvertreter tauchen ab 14.45 Uhr peu à peu vor der Galerie auf. Einige begeben sich sogleich mit Mikro und Kamera unter die Fans – nur wenige haben Lust, Fragen wie »Warum sind sie heute hier?« und »Sind sie ein großer Fan?« zu beantworten.

15.30 Uhr. »Noch fünf Minuten, dann gehen wir!« sagt der deutsche Tourist zu seiner Frau.

»ER kommt mit dem Privatjet aus Düsseldorf und wird voraussichtlich gegen 16 Uhr in Schwechat landen. Fritz gibt uns per SMS Bescheid.«

Das heißt, ER kann frühestens gegen 16.30 hier eintreffen. Max wusste das, bevor er hierhergekommen ist. Er war schon da, als ich gegen 14.30 Uhr eingetroffen bin. … Jetzt also weiter warten. Die beiden Deutschen sind auch noch da.

Gegen 16 Uhr kommt der ORF. Musikredakteur Klaus Totzler kann sich aussuchen, wo er sich mit seinem Kameramann postieren wird. Er muss nicht in die Pressezone, ein etwa 3×3 Meter großes Areal, in dem sich die Vertreter der Presse und der privaten Radio- und Fernsehsender zusammenpferchen. Das wird aber, zu meinem Erstaunen, von diesen ohne Murren akzeptiert.

totzler

Der ORF genießt also nach wie vor Sonderstatus, denke ich, während die Polizisten ein Absperrband aufziehen und uns (ich schätze, wir sind jetzt so an die 500 Leute) freundlich, aber bestimmt auffordern, hinter die auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkenden Autos zurückzutreten. Ziemliches Geschiebe, es gelingt mir direkt gegenüber dem Galerie-Eingang stehen zu bleiben – hinter dem ORF-Wagen. Super, denke ich, Spitzenplatz!

Ein Blick auf die Uhr. Gleich 17 Uhr. Gekreische. OK, jetzt kommt ER! Ich stelle mich auf Zehenspitzen, um mit der Kamera bestmöglich über das Autodach hinweg fotografieren zu können, als ein schwarzer Minivan mit getönten Scheiben genau zwischen mir und dem Galerie-Eingang zum Stehen kommt. So ein Scheiß, denke ich, während ich ununterbrochen den Auslöser drücke. Überall Foto- und Fernsehkameras, Mikros, Gejohle und Gekreische: Ringo, Ringo, I love you, Peace and Love, Peace and Love. …

ringo_irgendwo

Eine Stunde später sichte ich die gefühlten tausend Fotos, und – da – ein Teil von Ringos Kopf:

ringo_17072011

Uns so haben die Kollegen von der APA die Ankunft Ringos festgehalten:

Exhibition in Vienna - The Art Of Ringo Starr
Quelle: APA

Das Konzert in der Arena habe ich ausgelassen, dafür ein paar Songs gehört.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert