Quotenkampf

1984 wird der vierjährige Gregory Villemin in einem Fluss in den ostfranzösischen Vogesen tot aufgefunden. Im Zuge monatelanger Untersuchungen von Gendarmerie und Staatsanwaltschaft wird ein Verwandter des Kindes verhaftet, aber nach längerer Untersuchungshaft aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Jean-Marie Villemin, der Vater des ermordeten Buben, hält ihn dennoch für den Täter. Er wird ihn erschießen und sich unmittelbar nach der Tat der Polizei stellen. Auch Gregorys Mutter, Christine Villemin, wird der Tat verdächtigt und in Untersuchungshaft genommen. Obzwar nach elftägigem Hungerstreik wieder entlassen, wird die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Frau erst nach acht Jahren einstellen.

Dieses Verbrechen, das in den 80-er und frühen 90-er Jahren in Frankreich großes Aufsehen erregt hat, und bis heute ungeklärt ist, haben Raoul Peck (Regie) und Pascal Bonitzer (Drehbuch) in einem sechsstündigen Fernsehfilm bearbeitet. Auf ARTE in sechs Teilen ausgestrahlt, wird Mysteriöser Kindesmord – Die Affäre Villemin zur präzisen Studie über Funktionsweise und Wirkung der Massenmedien. Zeitungs- Fernseh- und Radiojournalisten von überregionalen wie regionalen Medien, nicht nur die Yellow Press, stürmen den Ort und verfolgen die Bevölkerung für mehrere Monate, bewaffnet mit Mikrofonen und Kameras. Sie verstärken Gerüchte, setzen bewusst Halbwahrheiten und Lügen in Umlauf und verleiten die Ermittlungsbehörden zu folgenschweren Fehlern und Nachlässigkeiten.

Die Folgen 4-6 dieser faszinierenden Fernseh-Miniserie, die auch als Thriller perfekt funktioniert, werden am Samstag, den 8. März, ab 14.00 Uhr auf ARTE wiederholt. Unbedingte Empfehlung!

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