Vive la France

Was mich an den bisherigen EURO 2008 Spielen so freut, ist die Tatsache, dass durchwegs jene Teams gewonnen haben, die offensiven Kombinationsfußball spielen und nicht die Jammerlappen, die sich hinten hineinstellen und auf Abwarten spielen. Ich behaupte einmal: Hätte Josef Hickersberger gegen die Kroaten nicht solch eine Angsthasenformation als Startelf auflaufen lassen – immerhin sechs defensiv ausgebildete Spieler –, die Kroaten müssten heute gegen die Polen um den Einzug ins Viertelfinale zittern.
Man kann nur hoffen, dass sich der österreichische Teamchef nach dem Polenspiel, wo er herrlich „Hollywood“ (Ernst Happel) spielen ließ, neuerlich zu einer „Alles-oder-Nichts“ Formation durchringen kann.

Die bisherigen Spiele zeigten jedenfalls eindringlich, dass Spiele deshalb verloren gingen, weil zu zaghaft und zu wenig risikobereit gespielt wurde. Jüngstes Beispiel: Die Begegnung zwischen den Tschechen und den Türken. Als der tschechische Coach Karel Brückner seinen Spielgestalter Jaroslav Plasil herausnahm und einen defensiven Verteidiger hineinholte, in der irrigen Hoffnung, den Vorsprung (2:0) über die Runden zu bringen, bekamen die Türken sofort Oberwasser. Trotz der vielen Mehrfachverletzten am Platz, man denke etwa an den beinahe Ganzkörperbandagierten Servet, bekamen die Türken aber so was von Oberwasser, und der Halbtote Servet und der groß aufspielende Nihat trieben die Ihren unaufhörlich in die Tschechische Hälfte, wo sie das schier Unmögliche realisierten: Sie verwandelten ein 0:2 in ein 3:2 – und stehen verdientermaßen im Viertelfinale.

Klarerweise sind daher auch die griechischen Bunkerkönige draußen. Ihr totaler Anti-Kick war schon bei der EURO 2004 in Portugal nicht anzusehen, aber was damals sich irgendwie ausging, geht heute absolut nicht mehr. Und Bunkermeister Rehhagel will weiter machen. Einfach irre!

Die Niederländer haben bislang am Überzeugendsten gespielt, vor allem, weil sie, erstens, Wesley Sneijder haben und, zweitens, bislang aus fast jeder Chance ein Goal gemacht haben, auch gegen die Franzosen, die ihnen mindestens ebenbürtig, phasenweise, meiner Meinung nach, sogar überlegen waren. Aber die Oranjes schossen die Tore, prachtvolle noch dazu, und man konnte sich nur kurz im Glauben wiegen, die Franzosen könnten noch den Ausgleich erzielen, nämlich eine halbe Minute lang, dann zog Arjen Robben ab. Und damit sind wir beim dritten Vorteil gegenüber anderen Teams: Sie haben die beste Ersatzbank (Van Persie, Vennegoor of Hesselink, Robben etc.).

Nichtsdestotrotz freue ich mich auf ein Wiedersehen mit den Franzosen im Halbfinale. Denn ein zweites Mal schaffen’s die Oranjes nicht, so meine (Wunsch)Prognose.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert